Kinderyoga in der Schule – warum nicht?

Kinderyoga in der Schule – warum nicht?

„Als ich die Augen geschlossen hatte, habe ich die Klangschale viel länger und lauter gehört“, sagt Florentine aus der 1d der Grundschule am Fuchsberg. Sie gehört zu den Kindern, die in diesen Monaten zwischen Herbst- und Weihnachtsferien Yoga in der Schule haben. Einmal pro Woche erst die eine Hälfte der Klasse, dann die andere Hälfte. Die Kinder lernen mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen umzugehen und nehmen die eine oder andere Entspannungstechnik mit in ihren Schulalltag.

„Wir wünschen uns, dass die Kinder nicht nur ihren Geist schulen, sondern auch ihren Körper und ihre Gefühle bewusst wahrnehmen und spüren “, sagt Yogalehrerin Anja Mothes. Seit einem Jahr betreut sie und ihr Team der Naturliebe Berlin unter anderem die Grundschule am Fuchsberg im Biesdorfer Schmetterlingsviertel und auch die Blumen-Grundschule in Friedrichshain-Kreuzberg. An der Fuchsberg Grundschule haben in den vergangenen Monaten fünf Jahrgänge jeweils mehrere Wochen an Kinderyoga-Kursen teilgenommen.

Finanzierung ungewiss

Zunächst fanden die Yoga-Kurse ausschließlich in Arbeitsgemeinschaften nach dem regulären Schulunterricht statt. Hauptsächlich mit Elternbeiträgen finanziert. Durch das bundesweite Förderprogramm für Schülerinnen und Schüler „Stark trotz Corona“ (STC) wurden die Yoga-Angebote auf den Vormittag für alle Klassen erweitert. Mithilfe von STC konnten Angebote von externen Partnern und Trägern an den Schulen etabliert werden.

„Mit den Geldern von „Stark trotz Corona“ hatten wir die Möglichkeit, Yoga nicht nur für eine bestimmte Gruppe anzubieten, sondern für alle Klassen. Gerade für die Kleinen ist das sehr schön, ihnen hat man schon angemerkt, dass sie lange zu Hause waren nach Corona“, sagt Schulleiterin Karin Laurenz von der Blumen Grundschule. Dieses Förderprogramm ist zum Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen und eine Weiterfinanzierung ist unklar. „Ganz ehrlich, das wird schwierig, denn auch die Bonusgelder sind jetzt weggefallen. Wir haben kaum noch Möglichkeiten zur Finanzierung solcher Projekte“, bedauert die Schulleiterin.

Im vergangenen halben Jahr hat sich Yoga an einigen Schulen als fester Bestandteil im Unterricht etablieren können, die Kinder haben Entspannungstechniken gelernt und freuen sich auf die Kurse: „Yoga in der Schule kann einen Ausgleich schaffen und den Kindern zeigen, dass sie sich nach innen besinnen. Sie wechseln die Perspektive, das hilft enorm beim Stressabbau“, weiß Yogalehrerin Jenny Kuba.

Kinderyoga im Garten

Positive und ganzheitliche Wirkung

Der Begriff Yoga kommt aus dem indischen Sanskrit und bedeutet „Einheit, Harmonie“. Die Praxis des Yoga bewirkt eine Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Beim Kinderyoga werden Kinder auf fantasievolle, spielerische und liebevolle Weise an die Yogapraxis herangeführt. Sie lernen Körperübungen (Asanas), Atemübungen, kleine Meditationen und Traumreisen.

„Meine Füße kribbelten und ich hatte das Gefühl, der Sand kitzelt an meinen Fußsohlen.“ Leon aus der 3b hat es genau erfasst. Die Kinder lernen, wie wichtig es ist, auf ihren Körper zu hören und über ihre Gefühle zu sprechen. „Jede Yogastunde ist anders. Mit ihrer Phantasie und Kreativität dürfen die Kinder die Stunde aktiv mitgestalten.“, sagt Anja Mothes.

Sie praktiziert selbst seit 15 Jahren Yoga und profitiert von der positiven Wirkung auf ihren Körper und Geist. Schon lange spürte sie ein starkes Bedürfnis, das durch Yoga erlangte Wohlbefinden auch an andere weiterzugeben. Es folgten eine Ausbildung im Bereich Achtsamkeit, Yoga und Kommunikation. „Vor drei Jahren gründete ich Sunflower Yoga, um Yoga für groß und klein zugänglich zu machen. Viele Eltern kommen durch die Kinder das erste Mal mit Yoga in Kontakt“, berichtet Anja Mothes.

Nicht nur zuhören, sondern aktiv mitmachen: Kinderyoga in der Grundschule
 

Yoga in Schulen fest verankern

Nach den Yogastunden kommen die Schülerinnen und Schüler ruhig und entspannt in den Unterricht zurück. Das hilft nicht nur den Kindern, sondern entlastet auch die Lehrkräfte: „Ich kann mir gut vorstellen, das Yoga für alle Klassen zugänglich gemacht wird. Am besten als Teil des Stundenplans“ wünscht sich die Schulleiterin. Im sportlichen Bereich nutzt die Blumen Grundschule auch externe Angebote: Fußball, Judo und Schach sind feste Bestandteile des offenen Ganztagsbetriebes.

Viele schöne Projekte machen den Schulalltag zu einem Erlebnis. Die Schwierigkeit besteht nur darin, dass nie ganz klar ist, ob und wie das aufrecht erhalten werden kann. Wenn Frau Laurenz sich etwas wünschen dürfte: „Es wäre schön, wenn Schulen frei über Geld verfügen könnten. Denn wir wissen am besten, was unsere Schulen brauchen – und Yoga gehört dazu.“

Das wünschen sie auch die Yogalehrerinnen und Yogalehrer von Sunflower Yoga: Yoga soll für alle zugänglich gemacht und in der Schule fest verankert werden. „Yoga ist eine Bereicherung für den Schulalltag. Es entlastet die Pädagoginnen und Pädagogen und stärkt die Kinder. Damit ist allen geholfen.“, sagt Anja Mothes. Jetzt muss nur noch eine neue Finanzierung geschaffen werden.